Moinsen, liebe Golfverrückte!

Für viele von euch stehen sehr bald die Clubmeisterschaften auf dem Terminplan. Auch für alle, die dort nicht mitspielen, möchte ich hier mal ein paar Strategien und Gedanken zusammentragen, die euch auf dem Golfplatz helfen können Schläge zu sparen.
Mir haben sie zum SingleHCP verholfen, ohne das ich auch nur einen Meter weiter abschlage, als vorher .

Strategie ist so ein großes Wort und klingt nach Masterplan und Arbeit. Kurz gesagt, es klingt abschreckend!

Dabei sind es einige einfache Gedanken die man sich machen sollte, bevor man auf die Runde geht. Und… du wirst es dir gedacht haben, die Summe dieser einfachen Gedanken ist dann die große Masterplan-Strategie 😉

Und es kommt doch auf die Länge an! 

Die Basis dieser ganzen Gedanken sind deine persönlichen Schläge! Und vor allem das Wissen über deine Schläge. Du musst wissen, wie weit du mit deinen verschiedenen Schlägern schlägst! Weißt du das nicht? Dann bitte dringend mal vermessen! Entweder tatsächliche Schläge auf dem Platz abmessen, oder per Trackman, Flightscope, TopTracer oder ähnlichem. Wenn du es advanced willst, unterscheide nochmal zwischen Carry und Gesamt!
Und vergiss bitte nicht, die Längen aufzuschreiben und auf der Runde griffbereit zu haben.

Jeder hat seine Lieblinge

Gut, du weißt nun also, wie weit du mit welchem Schläger schlagen kannst. Die Basis ist geschaffen! Damit nimmst du nämlich schon mal einen Unsicherheitsfaktor aus dem Spiel.
Du hast bestimmt auch deine Lieblingsschläger, mit denen du dich besonders wohl fühlst.

Ich persönlich mag immer noch besonders meine Wedges, die 8 und mein 4er Eisen. Ich kann nicht sagen warum, aber ich fühle mich mit diesen Schlägern einen Ticken sicherer.

Und genau das wollen wir ausnutzen.

Wir zerlegen den Platz: Vom Abschlag bis zum Grün

Starten wir bei unseren Überlegungen mal damit, das wir die Länge der Bahn zerlegen. Beispiel: Par 5 Loch mit 460m Länge. Traditionell nehmen sehr viele Golfer an einem Par 5 Loch den Driver.

Jetzt kommt aber das Wissen über deine Längen und deine Lieblingsschläger ins Spiel!
Nehmen wir mal an, ich erwische einen guten Drive und schlage den Ball 230m weit. Nun liegen noch 230m bis zum Grün vor mir. Haben ich einen Schläger, der diese Distanz (vom Fairway) schafft? Nein! Ich muss also sowieso 3 Schläge machen, bis ich am Grün bin.

Wenn ich das vorher schon weiß, kann ich auch mein geliebtes Eisen 4 vom Abschlag nehmen und mich dabei sicherer fühlen. Damit schlage ich z.B. 180m. Für den zweiten Schlag nehme ich nochmal das Eisen 4 und liege danach nur noch 110-100m vor dem Grün. Jetzt noch einen Pitch und ich liege auf dem Grün. So habe ich die ganze Bahn NUR mit meinen Lieblingsschlägern gespielt!

Da DU aber garantiert andere Längen und andere Lieblingsschläger hast als ich, musst du dir nun Gedanken machen. Wie kann ich die Länge der Bahn so zerlegen, dass ich möglichst oft meine Lieblingsschläger spielen kann. Natürlich wird man immer wieder auch andere Schläger nehmen müssen, aber trotzdem gewinnst durch die ersetzten Schläge sehr viel an Sicherheit.

Wir zerlegen das Grün!

Machen wir mit dem Schlag auf das Grün weiter. Das kann entweder der Abschlag auf einem Par 3 sein, oder die Annäherung bei längeren Bahnen.
Hier gibt es mehrere Dinge zu beachten: Wie ist das Grün geschützt? Gibt es Bunker, Wasser, fieses Rough oder ähnliches? Wie “wellig” ist das Grün und wo genau steht die Fahne?

Ich persönlich mag zum Beispiel Bergab-Putts nicht. Ich denke das geht vielen so. Da das ein wichtiger Aspekt ist, sollten wir das schon bei der Annäherung im Hinterkopf behalten.

Nochmal zurück zu deinen Lieblingsschlägen. Du weißt bestimmt selbst sehr gut, welche Flugkurve du normalerweise spielst, bzw. welche du besonders magst und welche du nicht magst. Auch das ist ein wichtige Aspekt vor dem Schlag. Warum? Pass auf:

Wir nehmen dieses Grün als Beispiel. Wir sehen vorne links einen Bunker. Den wollen wir auf alle Fälle vermeiden!
Dazu brauchen wir zwei Dinge: Kurve und Länge.

Wenn ihr jetzt wisst, welche Flugkurve ihr besonders mögt: Bingo! Hier in diesem Fall wäre eine Rechts-Links-Kurve die beste Möglichkeit, den Bunker aus dem Spiel zu nehmen.

Liegt euch diese Kurve? Auf gehts!

Passt die Kurve nicht? Spielst du lieber recht gerade oder Links-Rechts? Dann nimm bitte einen Schläger, mit dem du sicher über den Bunker schlagen kannst. Wenn die hintere Bunkerkante zu nah an der Schlagweite eines Schlägers liegt, nimm lieber einen Schläger mehr! Lieber kurz (!) hinter dem Grün liegen, als im Grünbunker. Zumindest in diesem Fall.

Erinnerst du dich noch an meine Abneigung gegen Berg-Ab-Putts? Wenn ich mir das Grün ansehe und zum Beispiel erkennen kann, dass das Grün hinten deutlich höher ist, als vorne, dann will ich auf keinen Fall hinter die Fahne spielen. Denn dann putte ich bergab. Also wähle ich im Zweifel einen kürzeren Schläger und liege lieber zu kurz, kann dafür aber Berg-Auf putten!

Gehen wir aber nochmal einen Schritt zurück!

Es gibt noch einen Punkt, um dir die Annäherung zu erleichtern. Bring dich selbst in die bestmögliche Position für die Annäherung! Ja… haha.. du bist lustig. Wenn das so leicht wäre. Doch! Ist es manchmal! Nehmen wir nochmal unser Beispiel-Grün oben. Lass uns mal annehmen, es sei ein Par 3 Loch und du stehst am Abschlag. Wo in der Tee-Box teest du auf?

Ja, ich übertreibe bei diesem Bild etwas mit der Tee-Box, aber ich möchte, dass du das Prinzip verstehst: Würde ich ganz links aufteen, müsste ich direkt über den Bunker spielen. Bleibt mein Ball also zu kurz, lande ich zwangsläufig im Bunker.
Spiele ich von der rechten Seite der Teebox, nehme ich den Bunker aus dem Spiel! Immer angenommen, ich schlage gerade, würde mein Ball auch bei einem zu kurzen Schlag vermutlich nicht im Bunker landen.

Auf Par 4 und Par 5 Löchern kann man das Prinzip noch besser nutzen. Da sollte man sich nämlich schon beim Schlag VOR der Annäherung überlegen, wo man gerne liegen möchte. In diesem Beispiel würde ich versuchen, den Transportschlag auf die rechte Fairway-Hälfte zu legen.

Apropos Tee-Box

Das Tee-Box-Prinzip lässt sich übrigens auch auf dem Abschlag von Par 4-5 Löchern anwenden! Diese fuchsigen Golfplatzdesigner wissen ja meistens ganz genau, wo sie nach dem Abschlag fiese Fallen in Form von Bunkern oder Wasser bauen müssen, um uns maximal zu ärgern. Diese Hindernisse beim Abschlag können wir schon allein durch die Wahl der Seite in der Tee-Box zum Teil entschärfen.
Wir gehen in diesem Beispiel mal von einem Streuwinkel aus, in dem der Ball in der Regel nach dem Abschlag aufkommt. Im Bild habe ich diesen Winkel Rot eingezeichnet.

Schlage ich in der Tee-Box ganz rechts am Rand ab (links Bild) und ziele dabei in die Mitte der Bahn, liegt der Bunker nicht in meinem Landetrichter!
Schlage ich jedoch von ganz links ab und ziele Mitte Bahn, bewegt sich der Trichter deutlich Richtung Bunker!

Einfacher Merksatz: Immer auf der Seite aufteen, wo man NICHT hinschlagen will bzw. wo das Hinderniss ist.

Wichtig auch hier nochmal: Kenne deine Längen! Wenn du bei diesem Loch zum Beispiel weißt, du kommst nicht bis zum Bunker, dann ist der Bunker auch keine Gefahr, die es zu vermeiden gilt. Kommst du mit deinem Abschlag relativ sicher ÜBER den Bunker, dann solltest du eben NICHT rechts aufteen, da dir sonst links die Bäume zur Gefahr werden. Droht rechts UND links Gefahr, dann ab durch die Mitte 😉

Ich mach mir die Bahn widde widde wie sie mir gefällt!

Wie du siehst kann man sich mit ein paar Gedanken VOR dem Schlag die Bahn besser zurecht legen. Man vermeidet dabei in Lagen zu geraten, die man nicht gerne mag und vielleicht nicht so gut beherrschen kann. Das hat einen ganz großen Einfluss auf dein Spiel! Denn du fühlst dich sicherer, je mehr Schläge du mit deinen Lieblingsschlägern machen kannst und du setzt dich selbst nicht unnötig oft unter Druck durch Situation, die du nicht magst.

Alter Falter, woran soll ich denn bitte noch denken!?

Du siehst, man kann sich sehr viele Gedanken über eine Spielbahn machen. Mein Ratschlag ist allerdings, mache dir diese Gedanken nicht erst auf der Turnierrunde! Das geht garantiert schief. Ich habe auf so einer Turnierrunde vieles im Kopf, vielleicht kommt noch Nervosität dazu und schon vergisst man mal am Abschlag, das man doch eigentlich eine andere Schläger-Wahl treffen wollte.
Daher ist es sehr hilfreich, den Platz in den Tagen oder Wochen vorher schon mal gespielt und gedanklich zerlegt zu haben! Ich persönlich fange mit dem Zerlegen schon Zuhause an und studiere Birdiebooks der Bahnen. Darauf kann ich sehen, wo die Gefahren lauern, die ich z.B. am Abschlag vermeiden will. Ich kann mir markieren, auf welcher Fairwayseite ich für die Annäherung liegen möchte und ich kann mir eine Schlägerstrategie überlegen, wie ich das Loch wenn möglich nur mit meinen Lieblingsschlägern spielen kann.

Dann gehe ich auf die Proberunde und versuche genau diese theoretische Vorbereitung umzusetzen. Dabei wird dir an einigen Bahnen auffallen, das es vielleicht in der Praxis doch ein anderer Schläger sein muss. Oder dass das Fairway schräg zu einer Seite abfällt und man daher vielleicht nicht direkt auf die abfallende Seite spielt, da der Ball sonst seitlich ins Rough rollen kann. Markiere dir genau diese Änderungen dringend in deinem Plan!

Was du aber auf alle Fälle bei der Proberunde machst, ist Sicherheit gewinnen! Es wird nicht alles gelingen, aber du wirst wissen, was du auf der Turnierrunde anpassen musst!

Mir persönlich hat es unheimlich geholfen, genau diese Gedanken und Strategien mit auf Turnierrunden zu nehmen. Man nimmt sich selbst sehr viel kognitive Last. Oder anders ausgedrückt, man muss sich während des Turniers nicht mehr so viele Gedanken machen, denn die Gedanken hat man sich im Vorfeld schon gemacht. Jetzt geht es nur noch um das Abarbeiten.. öhm Genießen wollte ich sagen 😉

Und bitte nicht verrückt machen lassen, wenn bei der Turnierrunde ein paar Schläge nicht so funktionieren wie geplant. Pläne sind dazu da, um angepasst zu werden!
Triffst du auf einem Par 4 deinen Lieblingsabschlag mit dem 4er Eisen nicht sauber und der Ball fliegt 20m zu kurz? Egal! Dann nimm für die Annäherung statt einer 9 die 7. Alle anderen Parameter (wo spiele ich das Grün an, Flugkurve etc) bleiben gleich. Du wechselt nur den Schläger.

Ohne die gedankliche Vorbereitung, stehst du vor einer völlig neuen Situation und musst alles neu durchgehen. Mit Vorbereitung musst du lediglich die Länge anpassen und kannst ansonsten getrost deiner Strategie vertrauen.

So, das sind die wichtigsten Tipps, die ich dir aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben kann. Natürlich wird man mit diesen Tipps nicht gleich zum Profi. Aber sie werden dir dabei helfen, das Optimum aus deiner aktuellen Spielstärke herauszuholen!

Und jetzt geh raus auf dem Platz und hab Spaß 🙂