Die letzten BMW International Open im Gut Lärchenhof in Pulheim liegen hinter mir. Es waren ereignisreiche Tage mit viel Arbeit, viel Spaß und viel gutem Golf. Als Volunteer war ich nicht nur dabei, sondern tatsächlich mitten drin im Turnier. Ich weiß noch gar nicht richtig, wie ich es beschreiben soll, aber mir fällt beim darüber Nachdenken immer wieder das Wort „großartig“ ein.

Keiner der Tage war wie der andere. Daher habe ich ein kleines Tagebuch geschrieben. Kleine Warnung, es ist wahrscheinlich der längste Artikel, den ich hier geschrieben habe. Aber ich habe auch echt viel erleben dürfen! Wenn du es ganz eilig hast, habe ich hier ein paar Tages-Shortcuts: Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag.

Mittwoch – Pro-Am, Kleiderausgabe und Einweisung

Ich bin zwar noch nicht im Volunteer-Einsatz, aber heute ist um 14:00 Uhr die offizielle Bekleidungsausgabe. Zusammen mit Kai tigere ich über die Anlage des Gut Lärchenhof und schnuppere erste European Tour-Luft. Auf der Range schlagen sich einige bekannte Gesichter warm. Um 13:30 Uhr schaue ich neben der Range mal im Staff-Bereich vorbei. Noch nicht viel los, wir wären Nummer 2 & 3 in der Schlange. Also entscheide ich mich nochmal dafür, ein paar Minuten auf der Range zuzuschauen. 13:40 Uhr gehe ich dann wieder zurück und staune nicht schlecht. Die Schlange vor der Bekleidungsausgabe ist von 1 auf 50 Leute gewachsen!? Wie konnte das denn so schnell und unbemerkt passieren? Wieder etwas gelernt… ich habe den offiziellen Zugang zum Staff-Bereich im Eingangsbereich übersehen und dachte, alle müssten über die Range dorthin. War blöd. Nun ja… also als Nummer 51 anstellen und warten. Die ersten 20 Minuten glücklicherweise zufällig unter einem großen Sonnenschirm. Es ist nämlich knüppelwarm mit Sonnenschein.  

Aber Volunteers wären keine Volunteers, wenn nicht sofort jemand losgelaufen und Wasser organisiert hätte! Immerhin. So lerne ich aber schnell einige Leute kennen und man quatscht darüber, ob man sowas schonmal gemacht hat, welche Positionen man gerne übernehmen möchte und und und. 

Nach einer Stunde stehe ich dann kurz vor der Ausgabe. Es gibt 2 Poloshirts, einen Pullover, eine Regenjacke und eine Cap, jeweils von Hugo Boss. Für Helfer, die neben Donnerstag und Freitag auch am Wochenende arbeiten, besteht die Möglichkeit, am Freitagnachmittag nochmal vorbeizuschauen, ob es noch weitere Shirts oder Pullover oder Jacken gibt.

Tada, ich bin dran! Schwups den Namen brav aufgesagt und stolz mein Staff-Schild zum Umhängen bekommen und Essensmarken für die 4 Tage. Poloshirts, Pulli und Jacke anprobiert und direkt behalten. Dazu gibt es einen BMW-Umhängebeutel. “Auf dem Gelände bitte nur diesen Beutel benutzen und keine privaten Taschen oder Rucksäcke”. Hab ich gewusst… habs vorher schon 50 mal gehört 🙂

Mit dem Staff-Schild bin ich dann auch direkt ins Staff-Zelt, um mir eine Staff-Apfelschorle zu zapfen. Jetzt geht es aber erstmal auf den Platz. Schließlich will ich heute auch schon Golf sehen und beim Pro Am (Im Flight spielen 3 Amateur mit einem Profi) sind die Pros oft noch entspannt und zu Scherzen aufgelegt. Auf dem Weg zum Platz noch schnell Gary Player himself beim Interview zugeschaut. Ein wirklich beeindruckender Mann! Kaum bin ich zwischen Grün 9 und Abschlag 10 angekommen, habe ich das Glück mir Ernie Els und Tommy Fleetwood hautnah anzusehen. Ernie bin ich dann noch zur 11 gefolgt, einem kürzeren Par 3, wo man direkt an den Abschlag rankommt.

Allerdings bin ich von Ernie ein bisschen enttäuscht. Wobei enttäuscht wahrscheinlich ein bisschen hart klingt. Fleetwood und zum Beispiel Alvaro Quiros haben mit ihren Amateuren gequatscht, gealbert und die Schläge gelobt. Sie liefen nebeneinander übers Fairway und hatten sichtlich Spaß. Ernie hingehen zog allein sein Ding durch. Auf den drei Löchern, die ich verfolgt habe, wechselte er kaum ein Wort mit seinem Flight und lief immer 10-20m hinter ihnen her. Gut… er ist Profi und muss sich auf das Turnier vorbereiten. Es gibt halt viele unterschiedliche Charaktere. Aber als Amateur im Flight von Ernie Els wäre ich echt enttäuscht gewesen.

Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich langsam auf den Rückweg machen sollte, denn um 18:00 Uhr gibt es die große Volunteer Einweisung im Staff-Bereich.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Nils, unserem Ansprechpartner seitens des Volunteer-Office, werden wir in 2 Gruppen aufgeteilt. Die Scorer und die Marshals.

Kurze Vorgeschichte: Ich hatte mich ursprünglich für ein Marshalteam beworben und hatte per Mail von Nils Bescheid bekommen, dass ich ins Team 9 unter der Leitung von Susanne komme. Am Montag kam dann der nächste Einsatzplan und dort war ich für 4 Tage Leaderboard eingetragen. Man muss dazu wissen, dass Leaderboard das einzige war, das ich bei der Bewerbung ausgeschlossen hatte.

Dann heißt es plötzlich, dass die Leaderboard-Leute auch zum Marshalteam gehören und das man daran arbeite, die Leute nicht 4 Tage lang Leaderboard machen zu lassen.

Es gibt dazu einige Diskussionen, da nicht wenige Volunteers extra für das Turnier aus ganz Deutschland angereist sind und gerne mehr vom Turnier gesehen hätten, als Buchstaben und Zahlen.

David, der Head-Marshal beruhigt uns. “I feel your pain. No worries, we will find a solution for that”. Und nachdem Susanne von Team 9 dann noch mal Einspruch erhoben und mit David diskutierte, bin ich nicht nur offizielles Mitglied des Team 9, sondern auch ziemlich happy!

David schwört uns dann nochmal so richtig emotional ein. Ohne uns wäre so ein Turnier nicht möglich. Wir sind das Gesicht des Turniers und der Sponsoren. Wir sind zum Einen für die Spieler, aber natürlich zum Anderen auch für die Zuschauer da und wir werden alle einen tollen Job machen! Booyaa!!

 

Jetzt aber ab nach Hause und früh ins Bett. Schichtbeginn morgen ist 6:45.

 

Donnerstag – 1. Turniertag

Ich bin früh wach und schon aufgeregt. Glücklicherweise brauche ich mit dem Auto nur knappe 10 Minuten bis zum Lärchenhof. Und weil es die BMW International Open sind, darf ich meinen uralt BMW gaaaaaanz vorne auf dem VIP-Parkplatz abstellen 🙂 Doppelter Heimvorteil quasi.

Im Staffbereich angekommen, sehe ich schon mein Team und die Schlange vor dem Staffbüro. Schon wieder anstellen? Sieht so aus. Erstmal nen Kaffee! Aber auch da habe ich kein Glück… die Maschine brüht gerade neu und kann daher nicht benutzt werden. Also doch erstmal anstellen und meinen Namen auf der Liste abhaken lassen. Denn erscheint man morgens nicht pünktlich zur Anmeldung, wird einem der Einsatz mitunter entzogen. Die Teams sind halt auf zuverlässige Helfer angewiesen, damit alles reibungslos funktioniert.

Leider stehe ich hier auch schon wieder gute 20 Minuten, aber spätestens jetzt merke ich, dass ich mit meinem Team den Hauptgewinn gezogen habe. Denn Team-Kollege Thorsten bringt mir einen Kaffee in die Warteschlange! Großartig!!

Nachdem ich wieder brav meinen Namen aufgesagt habe, geht’s zurück zum Team. Susanne, unsere Team-Leaderin, erklärt uns schon mal vorab die einzelnen Aufgaben. Das Team ist für einen bestimmten Bereich auf dem Platz zuständig. In unserem Fall das Leaderboard an Bahn 8, das Grün Bahn 8, Abschlag Bahn 9, ein Crossing an der 9 (Fussgängerüberweg) und die Drivelandezone auf der 9.  

Noch schnell ein paar Sixpacks Wasser eingepackt, dann geht’s im Gänsemarsch auf den Platz. Zu jeder Station gibt es eine kurze Erklärung und Einweisung. Der Bereich der Drivelandzone der 9 ist als erstes dran. Hier werden 2 Ballwatcher mit kleinen BMW Täfelchen postiert. Susanne zeigt uns grob, wo die besten Plätze sind, um die Bälle zu finden und worauf man speziell achten sollte. Der Rest ist learning by doing, wie ich später herausfinde.

Ca. 50m vor dem Abschlag der 9, also genau zwischen Teebox und Fairway kreuzt ein Fussgängerweg die Spielbahn. Damit den Spielern keine Zuschauer in den Abschlag laufen und damit den Zuschauern keine Bälle um die Ohren fliegen, gibt es dort einen Crossing-Punkt. Heißt nichts anderes, als das dort ein Seil ist, womit der Weg abgesperrt wird, wenn die Spieler auf den Abschlag treten. Gleiches gilt für den Crossing-Punkt neben der Teebox. Denn von der anderen Seite sollte ja auch niemand dort langlaufen. Daher ist eine gute Absprache bzw. Augenkontakt zwischen den beiden Punkten sehr wichtig.

Direkt hinter der Teebox ist die nächste Position. Dort steht ein Marshal mit dem “Paddel”. Auf der einen Seite steht “Bitte Ruhe” auf der anderen Seite “Keine Fotos”. Strenggenommen ist “Keine Fotos” nicht mehr korrekt, da man mittlerweile explizit fotografieren darf. Allerdings nur mit dem lautlosen Smartphone ohne Blitz. Also das Paddel immer schön mit dem “Bitte Ruhe” Richtung Zuschauer halten. Hat der Spieler abgeschlagen, zeigt man mit dem Paddel zusätzlich noch die Richtung des Schlags an. Das ist sehr wichtig für die beiden Ballwatcher in der Drivelandezone. Denn die stehen gute 300m vom Abschlag entfernt und können die Bälle nur in den seltensten Fällen sehen. Das hat auch damit zu tun, das einige Bäume und Büsche im Weg sind.

Weiter geht’s zum 8. Grün. Hier gibt es auch die Paddel und den Hinweis darauf zu achten, dass niemand laut ist oder rumläuft, während die Spieler putten. Wir als Marshals sollten darauf achten, nicht in Verlängerung der Puttlinie zu stehen und wenn es voll wird, den Zuschauern nicht die Sicht zu versperren und uns gerne auch hinknien können.

Letzte Station der Einweisung ist das Leaderboard an der 8. Dort gibt es auf der linken Seite das eigentliche Leaderboard. Dort stehen die führenden Spieler mit ihrem Score und wo sie sich auf dem Platz gerade befinden. Auf der rechten Seite befindet sich das “After 7-Board”. Es zeigt also immer die Namen und Scores der Spieler, die gerade am 8. Abschlag stehen. So weiß der Zuschauer am 8. Grün immer bescheid, wer abschlägt.

 

Crossing 9

Auf dem Bild seht ihr übrigens die Teebox der 18! Das 9. Tee befindet sich hinter meinem Ohr 😉

Heute Vormittag werde ich erstmal für das vordere Crossing an der 9 eingeteilt. Das klingt jetzt langweiliger, als es eigentlich ist. Ich beziehe Stellung und probiere als erstes die Seile aus. Passt! Ein kurzer Blick Richtung Abschlag irritiert mich dann doch, denn ich stehe tatsächlich genau zwischen Abschlag und Fairway. Susanne beruhigt mich und meint, dass die Spieler schon wüssten was sie tun und ich daher nicht in Gefahr bin.

Und dann geht es auch schon los! Der erste Flight kommt zur Teebox. Ich schließe ganz aufgeregt das Crossing und bitte ein Pärchen kurz einen Moment zu warten. “Schauen Sie ruhig nach oben. Da fliegen gleich die Bälle über unsere Köpfe hinweg!”. Dann kommt der erste Abschlag und ich denke mir “stimmt, die sind gar nicht so tief und knapp, wie ich mir das vorgestellt habe”. Als ich dann aber zur Teebox schaue und meine Teamkollegen mit eingezogenem Kopf sehe, wird mir doch etwas mulmig… war wohl doch nicht sooo weit weg.

Haben die Spieler abgeschlagen, laufe ich schnell nach vorne. Auf halbem Weg zur Teebox befindet sich der Durchgang im Roping für die Spieler. Den öffne ich schnell, lasse die Spieler durch, schließe den Durchgang wieder und öffne dann den Crossing-Punkt für die Zuschauer. Das ist zwar eine ganz schöne Lauferei, aber so komme ich wirklich ganz nah an die Spieler ran. Die meiste Zeit habe ich echt Spaß an der Arbeit, denn die Zuschaue sind fast ausnahmslos sehr gut gelaunt und man unterhält sich prächtig. Nebenbei sehen wir tolle Abschläge und ich bekomme des öfteren ein “Danke”, oder auch “Thank You” von Spielern und Caddys. Aber es gibt eben auch Ausnahmen. Dann will doch noch schnell einer vom TV-Team mit dem Golfcart durch die Absperrung und stört den Abschlag, oder ein Zuschauer beschwert sich, dass er noch hätte durchgehen können. Er wäre ja auch schnell. Aber nun gut. Sowas blende ich dann einfach aus. Und aus der Rubrik “Zuschauerfragen” ist die Frage des Vormittags definitiv: “Wo gibt’s denn hier Toiletten?” … “direkt lin

Blick vom 9. Tee. Das Fairway befindet sich links vom weißen Zelt und rechts vom hohen Baum im Hintergrund.

ks um die Ecke”.

 

Teebox 9

Nach einem kurzen Mittagessen im Staffzelt, darf ich die 9. Teebox übernehmen! Yaay! Ohne Witz, ich wollte schon immer mal mit dem Paddel schwenken und anzeigen, wohin der Ball fliegt. Aber der 9. Abschlag hat es echt in sich. Man sieht nämlich von der Teebox das Fairway nicht. Ich sehe einen Baum, Bunker, noch mehr Bäume und Rough. Dazwischen einige Werbeschilder. Susanne gibt mir den Tipp, dass die Pros in der Regel genau auf ein Werbeschild hinten am Grün zielen und das Bälle, die links eines anderen Schildes fliegen, definitiv ins Rough gehen. Das hilft mir grob als Anhaltspunkt. Dann kommt auch schon der erste Flight. Ich stehe praktisch direkt hinter dem Spieler, aber ausserhalb der Teebox. Ich stelle mich so hin, dass ich die Kollegen auf dem Fairway, also die Ballwatcher sehen kann. Denn dann können sie auch mich sehen. Der Spieler macht einen Probeschwung, stellt sich hinter den Ball. Das ist mein Signal das Paddel zu heben. Die Kollegen auf dem Fairway wissen jetzt, das gleich ein Ball geflogen kommt. Dann der Schlag… er startet rechts, aber wir haben heute starken Seitenwind. Daher kurvt er kräftig nach links. Ich mache mit dem Paddel eine große Bewegung nach Links und sehe die Kollegen laufen. Ein kurzes Handzeichen und Spieler und Caddy wissen “der Ball ist da!”. Fliegt der Ball geradeaus, mache ich eine gerade Bewegung geradeaus. Das ist bei dem Wind heute übrigens erstens sehr selten gewesen und zweitens kein Garant dafür, dass der Ball nicht doch nochmal im Laufe des Flugs plötzlich links abbiegt.

Auch hier auf dem Tee habe ich wieder die unterschiedlichsten Spielertypen gesehen. In der Regel sind die Spieler hochkonzentriert, wenn sie die Teebox betreten. Sie schauen entweder wie im Tunnelblick geradeaus oder auf den Boden. Manche besprechen mit dem Caddy die Strategie, bekommen aber sonst nicht viel mit, was um sie herum passiert. Und dann gibt es Hinrich Arkenau! Der kommt fröhlich und mit bester Laune auf die Teebox mit einem herzlichen “Moin moin!!”.

Der aufmerksame Leser mag sich erinnern, dass ich Hinrich schonmal bei einem Pro Golf Turnier erlebte, wo ich als Caddy seines Flightpartners unterwegs war. Er ist einfach so. Entspannt und sympathisch.

Und ganz nebenbei muss ich auch erwähnen, dass so ziemlich alle Amateure im Feld sich bei jedem Helfer bedankt haben. Man hat gemerkt, dass es auch für sie etwas Besonderes ist und dass sie das wirklich zu schätzen wissen. Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass die Pros das nicht zu schätzen wissen. Von denen haben sich auch einige bedankt. Aber auch wenn sie es nicht getan haben, war das nicht schlimm. Golf ist schließlich ihr Job und da hat jeder vollstes Verständnis, wenn sie mit höchster Konzentration ihre Shotroutine durchspielen.

Man hört nur gerüchteweise von einem kleinen italienischen Caddy, der die Volunteers wohl sehr herablassend behandelt. Das ist aber wirklich die absolute Ausnahme.

Besonders im Gedächtnis bleibt mir Joel Sjöholm, der sympathische Schwede mit den Knickerbockern. Er hat seinen ersten Schlag an der 9 so dermaßen links rausgeschossen, dass er schon abgewunken hat und direkt einen zweiten Ball hinterher spielte.

Meine Teamkollegin vom Crossing erzählt mir hinterher, sie habe ihm das Roping zum Fairway geöffnet, was er mit den folgenden Worten lächelnd ablehnte: “My Dear… I’m so far left off…” “Meine Gute, ich bin so weit links…”.  Meine tollen Ballwatcher Kollegen haben den Ball übrigens tief in den Büschen gefunden und Sjöholm hat tatsächlich noch Paar gespielt.

Da die Flights am Donnerstag und Freitag von der 1 und der 10 starten, sind wir auf der 9 also bis zum Schluss beschäftigt. Es ist schon nach 20:00 Uhr, als der letzte Flight dann abschlägt. Jetzt ist dann für den Tag auch Feierabend. Wir bringen alle zusammen die Paddel und den Rest des Equipments ins Staffzelt und verabschieden uns für heute.

Die Zuschauerfrage des Nachmittags: “Wie kommt denn der junge Mann da oben auf den Fernsehkran? Wird der mit nem Korb hochgezogen??” “Öhm… nein… der fährt einfach mit dem Kran hoch…”.

 

Freitag – Grün 8 und Ballwatcher

Die Einsatzzeiten für den nächsten Tag kommen leider doch immer recht spät am Abend rein. Aber ich hatte mich auf ungefähr die gleiche Zeit wie gestern eingestellt. Aber dank dem Hinweis von Susanne, musste ich erst um 8:15 Uhr am Office einchecken. Das reichte auch locker, da der erste Flight auf der 8 und 9 erst kurz nach 9 erwartet wird. Also noch schnell einen Kaffee gezogen, ne Brezn und Wasser geschnappt und dann wieder mit dem Team in Richtung Bahn 8 und 9 losgezogen.

So sieht der Versuch eines Lächelns aus, wenn man arg friert 🙂

Heute früh gehört mir quasi das 8. Grün. Ich stehe neben, bzw. hinter dem Grün mit einem Paddel, bitte die Zuschauer leise zu sein und stehen zu bleiben, wenn ein Spieler puttet und helfe dabei Bälle zu finden, die das Grün verfehlt haben. Leider ist es heute früh Ar… kalt! Ich trage schon ein Thermovlies, ein Poloshirt, einen Pullover und eine Wind-Regenjacke, aber es ist immer noch sehr sehr stürmisch. Und da ich mich kaum bewege, kriecht die Kälte nur so in den Körper. Das Schöne an dieser Position ist jedoch, dass man den Abschlag sieht und das komplette Spiel auf dem Grün. Man ist sehr nah dran, wobei der Fokus natürlich auf den Zuschauern liegt. In erster Linie schaue ich nämlich, dass die Zuschauer nicht stören und erst dann schaue ich mal über die Schulter aufs Grün. Aber man bekommt doch so einige schöne Schläge und Putts mit und kann auch die Interaktion zwischen Caddy und Spieler beobachten.

Auch hier gibt es wieder sehr große Unterschiede: Der eine Spielertyp schaut sich selbst alles an und entscheidet, der andere fragt praktisch den Caddy um Erlaubnis “Two cups left. Are you fine with that?” “Yeah, I like that!” und erst dann wird geputtet.

Zwischendurch gibt mir mein Grün-Team-Kollege den Hinweis, dass die Kollegen am Scoreboard bei Jamieson das E vergessen haben. Das passiert halt mal, da man dort echt viel zu tun hat. Ich suche den Blickkontakt zum Kollegen am Board und zeige vorsichtig auf die Anzeigetafel. Denn ich stehe am anderen Ende des Grüns und der Flight ist gerade genau zwischen mir und dem Board eingetroffen. Rüber rufen kommt also nicht in Frage. Der Kollege schaut mich fragend an und ich entschließe spontan ein E zu tanzen 🙂 bzw mit Händen und Füßen ein E zu bilden. Und zu meiner großen Freude versteht er den Hinweis sofort und ändert das Board! Was ein Spaß in einem solch tollen Team zu arbeiten!

Der Kaffee zwischendurch bringt mich dann wieder ordentlich nach vorne, aber ich freue mich ehrlich gesagt sehr auf eine warme Mahlzeit!

Und kaum gedacht, schickt mich meine Ablösung auch schon in die Pause. Es gibt nämlich Teammitglieder, die nur vormittags oder nachmittags im Einsatz sind. Und einige, wie ich, machen Doppelschichten. Aus der warmen Mahlzeit wird dann aber doch nichts. Denn es gibt kalten Kartoffelsalat 🙂 Ok… im warmen Zelt!

Da ich noch 10 Minuten Zeit habe, laufe ich schnell zu meinem Auto und krame aus meiner Golftasche noch eine Regenjacke. Die kommt schwups einfach unter die Sponsoren-Jacke und siehe da, so langsam wird mir wohlig warm.

 

Ballwatcher

Ballwatcher im platten Rough. Noch ohne Zuschauer. PS. Ball gefunden!

Zurück aus meiner Mittagspause, darf ich die Position übernehmen, auf die ich mich am meisten gefreut habe: Ballwatcher auf der 9! Ja, man steht direkt in der Drivelandezone. Ja, man sieht den Abschlag von dort aus nicht. Ja, ich habe gehört, das an anderer Stelle jemand vom Ball getroffen wurde. Aber ich freue mich trotzdem riesig! Ich stehe quasi direkt am Fairwayrand im First Cut und warte auf das Signal der Kollegin hinter der Teebox. Mein Team Kollege Thomas weist mich kurz ein. Fliegen die Bälle gerade, landen sie in der Regel irgendwo auf unserer Höhe. Gehen die Bälle nach links, sind sie fast immer im Bunker und gehen die Bälle rechts raus, sollte man im Chamäleon-Blick rechts den Roughstreifen im Auge haben.

Was mir sehr hilft ist folgender Tipp: “Sobald du den Abschlag hörst, zählst du 21, 22, 23, 24, 25. Bei 25 und allerspätestens bei 26 schlägt der Ball ein.” Dann kommt auch schon der erste Flight. Ich schnappe mir zwei der kleinen BMW-Schilder, mit denen wir den Ball im Rough markieren. So sehen Spieler und Caddy sofort, wo sie hinlaufen müssen. Das Paddel am Abschlag geht hoch und mein Puls steigt. Dann “Plöng”… 21…22…23…24…“Plöck“… Mitte Bahn. Jetzt wird mir klar, dass es gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten. Denn ich versuche in der Luft den Ball zu sehen und muss irgendwie gleichzeitig schauen, welche Richtung die Teebox anzeigt. Und der nächste Spieler: “Plöng” … ich zähle wieder und sehe das Schild nach rechts schwenken… in unsere Richtung. Instinktiv ziehe ich etwas den Kopf ein, drehe mich aber nicht weg, sondern starre in den Roughstreifen. “Plöck”! Ich hab ihn im hohen Gras springen sehen und laufe los. Wichtig dabei ist die Kommunikation mit dem Teampartner. Einer muss immer Richtung Abschlag schauen. Denn der nächste Ball, oder ein provisorischer Ball könnte schon im Anflug sein. Als ich fast über dem Ball stehe, entdecke ich ihn, setze die Markierung und gebe das Handzeichen, das ich den Ball gefunden habe. Dann gehe ich schnell wieder zurück auf meinen Posten und sehe, wie der dritte Ball auf dem Fairway landet.

Also wieder zurück zum Ball im Rough. Ich schaue jetzt, ob das Roping eventuell im Weg ist und muss es dann umlegen… also.. öhm… die Pfähle rausnehmen.. du weißt schon 🙂 Als nächstes checke ich, ob Zuschauer in der Linie zwischen Ball und Grün stehen und bitte diese dann freundlich ein paar Schritte zur Seite zu gehen. Dann sind auch schon Spieler und Caddy im Anmarsch, bedanken sich und begutachten die Ballage. Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut der Spieler den Ball aus dem Rough bekommt.

Puuh… das war also der erste Flight. Das macht Spaß!!!  

Da es heute wie erwähnt immer noch sehr stürmisch ist, landen sehr viele Bälle rechts im Rough. Ich würde fast mal schätzen 75%. Mal mehr im Rough, mal weniger.

Richard Sterne ist die Ausnahme. Er ist tatsächlich der Einzige, der den Ball aus meiner Sicht links raus prügelt, die Bunker überspielt und links im Roughstreifen landet. Ich merke mir genau die Position, wo ich den Ball habe verschwinden sehen, warte die übrigen zwei Abschläge ab und eile auf die andere Seite des Fairways. Dort angekommen ahne ich Böses. Hier ist das Rough richtig fies dicht und dick. Neben dem hohen Gras gibt es dort auch kleine fies klebrige Grünpflanzen, die einen dichten Teppich bilden. Den Boden sieht man dort kaum. Mein Teamkollege kommt mir zu Hilfe. Und kurz bevor der Spieler bei uns ankommt… er hat übrigens keinen provisorischen Ball gespielt (!!), finde ich tatsächlich 2 Bälle! Da sie aber tief drin liegen, kann ich nicht erkennen, ob es “frische” Bälle sind, oder ob sie schon länger dort liegen. Richard Sterne kommt mit skeptischen Blick auf mich zu und fragt ob ich den Ball gefunden hätte. Ich sage nur, ich hätte zwei Bälle gefunden, könne aber nicht erkennen, ob seiner dabei ist. Er grinst nur und meint einer würde ihm reichen. Und tatsächlich ist einer der Bälle mit seiner Markierung versehen. Gut, er musste dann schräg aufs Fairway zurück chippen, um dort rauszukommen, aber unsere Null-Fehler Bilanz steht immer noch!

Unser Team hatte nämlich bis zu dem Zeitpunkt noch keinen einzigen Ball verloren.

Aber Adam Bland stellt uns dann später vor die ultimative Probe. Wir sehen ihn am Abschlag stehen. Das Paddel geht nach oben und wir hören den Abschlag. Direkt zeigt das Paddel aus unserer Sicht nach rechts und Spieler und Caddy winken ebenfalls. Mein Teamkollege und ich beginnen zu zählen und starren nach rechts. 21..22..23..24..25..26….. nichts. Kein Aufprall zu hören und nichts gesehen. Der Super-GAU. Wir bekommen vom Tee direkt das Zeichen, dass Bland noch einen provisorischen Ball hinterher spielt. Kein gutes Zeichen. Der Provisorische landet ein Stück vor uns im First Cut. Wir markieren den Ball und machen uns auf die Suche nach dem ersten Ball. Wir beginnen auf Höhe des Provisorischen und arbeiten uns von dort nach rechts ins Rough. Zuschauer und Caddy signalisieren uns schon von weitem, dass wir tiefer ins Rough müssen. Und als uns der Spieler dann statt auf dem Fairway rechts am Rough-Rand, als praktisch fast schon in den Büschen entgegenkommt, wissen wir, wir müssen nicht nur weiter nach rechts, sondern wohl auch noch von der Spielbahn runter in den Grünstreifen zur Nachbarbahn. “Titleist 2” ruft Bland noch rüber und wir Ballwatcher, 4-5 Zuschauer, sowie Spieler und Caddys machen sich auf die Suche. Der Ball darf nicht verloren gehen! Unsere Teamleiterin Susanne hat uns zwar gesagt, dass es in erstes Linie der Fehler des Spielers ist, wenn ein Ball nicht gefunden wird. Schließlich schießt er ihn so weit raus. Aber unsere Ballwatcher-Ehre verbietet uns einfach einen Ball nicht zu finden. Wir kennen alle selbst das Gefühl und die pure Freude, wenn ein verlorengegangener Ball im Turnier doch noch gefunden wird. Und DA! Ein Ball!! Ich rufe aufgeregt “Ball!! Pinnacle Soft…”… args.. ja Gelächter.. ich habs selbst gemerkt. Wir finden noch einen Titleist 1 und sind kurz davor den Ball tatsächlich aufzugeben, da findet ein Zuschauer weit unten, fast an der nächsten Spielbahn den Ball!! Alle sind ihm unendlich dankbar! Das ist Teamwork, wenn sogar die Zuschauer mithelfen! Die Null steht!!

Gut, Bland musste dann aus dem Rough über einen Baum hinweg spielen und hat den Ball leider im Wasser versenkt, aber als Dankeschön für den gefundenen Ball dürfen wir Ballwatcher den provisorischen Ball behalten.

Im Laufe des Tages kommen auch immer mehr Zuschauer auf den Platz und an die Bahn 9. Das bedeutet für uns auch, wenn das Paddel nach rechts schwenkt, rufen wir Fore, um die Zuschauer zu warnen. Die können nämlich von ihrer Position aus den Abschlag nicht sehen.

So gegen 19:30 Uhr ist dann auch der letzte Flight des Tages durch und wir packen langsam unsere Sachen zusammen. Der Rest des Teams ist schon auf dem Weg zu uns und wir gehen wieder gemeinsam Richtung Staff-Bereich. What a day!

Zuschauerfrage des Nachmittags: “Seht ihr tatsächlich den Ball fliegen?” “Ehrlich? Meistens nicht.”

Ehrenzuschauerfrage des Nachmittags (kleiner Junge nachdem ein Ball im Rough landet): „Muss jetzt hier erst gemäht werden, bevor der weiterspielen kann?“

Samstag – Leaderboard und Grüns

Heute wird nur noch von der 1 gestartet, aber nach dem Cut ist der erste Flight ein Einzelspieler. Daher ist unsere Einsatzzeit für heute 9:20 Uhr auf dem Platz und ca. 8:30 Uhr am Volunteer-Office. Beim ersten Kaffee teilt Susanne das Team wieder den Positionen zu. Da ich alle anderen Posten schon gemacht habe, werde ich heute Vormittag für das Leaderboard eingeteilt. Dafür hole ich am Office zwei schicke Motorola-Geräte ab, die uns den Score der Spieler anzeigen. Das eine Gerät zeigt dabei nur das Leaderboard, also die führenden Spieler samt Score und aktuellem Loch an und das andere Gerät zeigt das After 7 Board an. Also die Spieler samt Score, die dann zur 8 kommen und die Gamenummer. Bei jedem Flight läuft ein Scorer mit, der den aktuellen Stand einträgt und absendet. Sobald die Senden-Taste gedrückt wurde, erhält das Scoreboard die aktuellen Daten.

Mit mir am Scoreboard steht Thomas, der das Board schon an den vorherigen Tagen mitbetreut hat. Er zeigt mir, wie das ganze System funktioniert und gibt mir wichtige Tipps. Wir haben zu den Motorola-Geräten noch ein Klemmbrett mit den Flights bekommen und fangen als erstes an, die Buchstabenschilder aus der Kiste zu räumen. Denn die Namen müssen ganz oldschool aus einzelnen Buchstaben gesetzt werden. Man munkelt, das sei nicht der Nostalgie geschuldet, sondern dem Hersteller dieser Buchstabenkarten und Scoreboards, der wohl der Bruder eines sehr sehr berühmten deutschen Golfers sein soll…

Wir bilden also Häufchen mit den einzelnen Buchstaben und schützen unsere Stapel gegen den Wind. Als nächstes setzen wir bereits das Leaderboard auf der linken Seite. Das wird sich sehr wahrscheinlich im Laufe des Vormittags nicht groß ändern, da die Spieler mit den niedrigen Scores erst deutlich später starten.

Dann wird der erste Flight auf das After 7 Board gesetzt und bereits die Buchstaben für die nächsten 2-3 Flights herausgesucht. Denn ist der Flight erstmal am Abschlag, muss alles ganz schnell gehen und man hat keine Zeit dann erst die Buchstaben zu suchen.

Die Kärtchen werden zwischen zwei Leisten geklemmt und halten so am Board… eigentlich. Denn zwei Leisten am Leaderboard halten mittlerweile nur noch dank Gaffatape.

Thomas hat zusätzlich noch ein Funkgerät am Ohr und erklärt mir “Solange wir da nicht Scoreboard 8 hören, ist eigentlich alles in Ordnung”. Denn die European Tour legt größten Wert darauf, dass die Scoreboards immer korrekt sind. Und da direkt am 8. Grün ein TV Turm samt Kameramann postiert sind, weiß die European Tour auch immer bescheid, was bei uns am Board so abgeht. Und wenn doch mal ein kleiner Fehler eingebaut wurde, muss man ihn nur schneller entdecken, als der Kameramann 🙂

Entsprechend aufgeregt bin ich, als der erste Flight kommt und ich die Scores auf dem Handheld angezeigt bekomme. Ich checke Score und Buchstabierung bestimmt 10 mal, bevor ich zufrieden bin. David Drysdale ist der erste Spieler an der 8 für diesen Tag. Vom Abschlag bekomme ich nichts mit, weil ich noch mit den Scores hantiere. Aber den Putt kann ich mir dann in Ruhe anschauen. Ist der letzte Putt gefallen, nimmt Thomas die gestecken Buchstaben wieder ab und ich stecke die neuen Namen ans After 7 Board. Ein Blick auf das Handheld? Scores sind noch nicht da, aber der Flight steht schon am Abschlag. Also warten an der Kiste mit den Zahlenkarten. Blau für + Scores, Rot für – Scores und ein grünes L für Levelpar/Evenpar. Dann kommen die Scores, ich stecke sie schnell ans Board und sehe, dass der Flight schon auf dem Grün steht. Thomas war so nett und hat bereits wieder die Buchstaben eines neuen Flights gesammelt und ordentlich auf die Treppen gelegt. Dann wird der Flight in der Liste abgehakt und weiter geht’s. So haben wir immer 3-4 Flights Puffer für das Suchen der Buchstaben. Ich merke schnell, langweilig wird das hier sicherlich nicht. Ich bekomme zwar nicht ganz so viel Golf mit, wie bei den anderen Stationen, aber auch das hier macht doch echt Spaß.

Wären da nicht diese Leisten am Scoreboard. Denn als gerade ein Flight auf dem Grün putten will, fliegen uns die Kärtchen der Gamenummer mit lautem Scheppern um die Ohren. Die untere Leiste ist abgebrochen. Kurz darauf verabschiedet sich auch eine Leiste des After 7 Boards. Wir müssen improvisieren und versuchen mit kleinen Reststücken Gaffa die Leisten zu halten, bis jemand vom Office neues Tape vorbeibringt. Ein kurzer Funkspruch und 10 Minuten später trifft die Hilfe ein. Und während die Leisten repariert werden und ich gerade den 13. Flight ans After 7 Board bringe, schaue ich verwirrt auf mein Handheld. Wieso steht dort nach 12 plötzlich 14 und ganz andere Namen?! Mist! Da wurde ein Flight überholt. Also die Buchstaben schnell wieder runter und die Neuen gesetzt, während der European Tour Kollege verzweifelt versucht, die Leiste wieder anzukleben. Jetzt ist es doch mal ein bisschen hektisch bei uns. Aber was willste machen! Jetzt hält die Leiste zumindest vorerst wieder und als dann nach der 14 der Flight 13 einläuft und anschließend dann die 15, verläuft wieder alles in geregelten Bahnen.

Ab und zu sind wir auch als Ballwatcher aktiv, wenn der Spieler das Grün verfehlt und der Ball im First oder Second Cut landet und der Grünkollege gerade auf der anderen Seite postiert ist. Da wird auch schonmal mit vollem Körpereinsatz eine Werbebande verschoben oder gehalten 🙂

Da der Spieltag heute für uns schneller endet, als die letzten beiden Tage (sind alle Spieler an der 9 vorbei, ist für uns Feierabend), entscheide ich mich, keine Mittagspause zu machen und bekomme stattdessen ein Lunchpaket mit zwei Brötchen, einer Banane und einem Müsliriegel. Reicht erstmal 🙂

Grün 8

Kaum ist das erste Brötchen vertilgt, kommt auch schon mein Teamkollege Richard, der Chief-Headmaster of Scoreboard. Richard hat in den vergangenen Jahren schon Scoreboards betreut und vor zwei Jahren sogar das ganz große Board mit allen Spielern in der Zeltstadt. Er übernimmt jetzt wo die guten Spieler auf der Runde sind meine Position und muss auch promt ans Leaderboard ran.

Ich gehe 20m weiter ans Grün der 8 und unterstütze mein Team dort, denn so langsam wird es voll. Spätestens bei Flights in denen der Name Garcia oder Fleetwood vorkommt, sieht man die Völker wandern. Vom Tee laufen ungelogen hunderte Zuschauer Richtung Grün und suchen sich die besten Plätze. Unser Team verteilt sich jetzt mit 3-4 Leuten um das Grün und passt auf, dass niemand die Spieler stört. Wir achten wieder darauf, nicht in Verlängerung der Puttlinie zu stehen oder zu knien und bitten die Zuschauer um Ruhe beim Putten. Besonders aufpassen muss man bei so großen Flights, wenn der “Publikumsliebling” wie Garcia als erstes fertig ist mit putten. Dann strömen die Zuschauer nämlich gerne eine Station weiter, um dort einen guten Platz zu ergattern. Das ist natürlich für den Spieler unschön, der noch putten muss. Daher rufe ich laut und bestimmt “Bitte stehenbleiben!”. Meistens funktioniert das auch, aber einige Unbelehrbare laufen dennoch weiter und stören den Spieler. Aber ab dem Moment, wo ich das Paddel hochhalte, ist meine Pflicht getan. Wer dann noch läuft oder laut ist, den kann ich nur noch streng anschauen. Wenn ich mich jetzt nochmal bewege oder mit dem Paddel wedele oder etwas sage, störe ich selbst die Spieler. Und das will ich auf keinen Fall. So bleibt es dann manchmal nicht aus, dass Spieler trotz gutem Volunteer-Team gestört werden. Die großen Publikumsflights haben auch extra Volunteers mit dabei, die beim Flight mitlaufen und immer dort aushelfen, wo die Menschenmassen gerade unterwegs sind.

Richtig aufgeregt bin ich dann aber, als Kaymer kommt. Die Fahne steht heute links hinten und viele Spieler haben den Ball leider über das Grün gespielt und mussten aus dem dichten Gras bergab auf die Fahne chippen, was meistens nicht mit Par endete. Dann kommt Martin und die Massen sind wieder unterwegs… also Menschenmassen. Ich kriege tatsächlich nichts von seinem Spiel mit, da ich mit dem Rücken zum Grün stehe und versuche, die Menschen zum Stehenbleiben zu bewegen und schaue die ganze Zeit in die Zuschauermenge. Man erkennt schnell seine “Spezis”, die alles kommentieren und nicht leise sein wollen. Ich stelle mich demonstrativ genau vor diese Leute, knie mich hin, halte das Paddel vor deren Nase, starre sie an. Und siehe da, es hilft 🙂 Die Zuschauer sind ruhig, aber ich kann nichtmal sagen, was Martin an dem Loch gespielt hat.

Dann kommt der Flight des Führenden und plötzlich ist es wieder still und leer. Okay, der Lokalmatador hat wohl sämtliche Zuschauer im Schlepptau und der letzte Flight kann in Ruhe seinen Stiefel runterspielen.

Als dann auch der Flight vorbei ist, gibt mir Susanne den Hinweis, das weiter hinten auf dem Platz noch Leute als Verstärkung gesucht werden, wenn die großen Flights kommen. Da das 12. Grün direkt neben dem 8 Grün liegt, laufe ich schnell mal rüber und melde mich dort beim Teamleiter. Er freut sich über die spontane Unterstützung und ich nehme auch dort die Grünposition ein. Keine halbe Stunde später war dann auch dort Ruhe. Ich schaue nochmal an Grün 14 vorbei, ob ich dort auch noch aushelfen kann, sehe aber mehr als genug Volunteer-Kollegen und beschließe für heute nach Hause zu fahren. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag!

Zuschauerfrage des Tages: “Wann kommt Kaymer?”.

Sonntag – Finaltag als Ballwatcher mit Kaymer & Kieffer

Finaltag bei den 30. BMW International Open im Gut Lärchenhof! Heute wird früher gestartet als gestern, so dass sich unser Team schon um 7:15 Uhr am Volunteer-Office trifft. Die mittlerweile gut genutzte Team 9 WhatsApp-Gruppe korrigierte den Treffpunkt nochmal auf 7:14 Uhr an der Kaffeemaschine 🙂

Es werden wieder Positionen verteilt. Da Richard der Erfahrenste am Scoreboard ist, übernimmt er das Board am Finaltag und bekommt noch Unterstützung. Das Crossing wird verteilt, sowie das Grün an der 8. Bleiben noch Teebox 9 und Ballwatcher. Ich flehe still vor mich hin, dass ich nochmal Ballwatcher machen darf. “Andreas… Ballwatcher 9? “YES!!”. Juhu!! Ich darf am Finaltag auf der 9 die Bälle suchen!! Das hat mir an den Vortagen am meisten Spaß gemacht. Heute steht Heike an meiner Seite. Wir holen uns schnell die Markier-Schildchen und laufen auf unsere Position. Heute ist deutlich weniger Wind und die meisten Bälle landen tatsächlich auf der Bahn. Die meisten, aber nicht alle!

Ruhe vor dem (Zuschauer-)Sturm

Heute ist es mehr denn je wichtig, alle Bälle zu finden und die Zuschauer zu warnen, denn es wird gleich voll auf der Anlage. Wir haben schon am Vorabend den Mega-Flight ausgemacht: Kaymer/Kieffer. Das wird auf alle Fälle der große Publikumsmagnet sein. Aber auch schon vorher haben wir viele Zuschauer an der Bahn.

Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wer es war, aber wir haben einen Abschlag mit über 370m vermessen! Gut, der ist im Downslope gelandet, aber mal im Ernst… ein 440m Par 4 mit einem Drive und einem kleinen Pitch zu spielen ist schon von einer anderen Welt!

Als nächstes steht Thorbjörn Olesen am Tee. Wir gehen in Position und sehen das Paddel. “Plöng” und das Paddel schwenkt leicht nach rechts. Ich rufe laut Fore und warne die Zuschauer an der Bahn. Der Ball kommt dann 1-2m innerhalb des Ropings, aber im Second Cut auf. Und das ist richtig fieses Zeugs. Ich sehe den Ball im Gras erst, als ich genau darüberstehe. Das wird interessant werden. Ich nehme das Roping runter und bitte die Zuschauer einen Schritt beiseite zu gehen. Thorbjørn Olesen ist ein netter sympatischer Typ, bedankt sich freundlich, berät sich kurz mit dem Caddy, welcher Schläger denn der Richtige ist und haut dann mit einem genialen Schwung den Ball aus dem fiesen Zeugs aus 130m direkt an den Flaggenstock. Respekt!! Aus der Entfernung sehen wir, wie er zum Birdie und zur -4 locht. Nicht schlecht! Wenig später kommt Matt Wallace bei uns vorbei und bedankt sich sehr nett für den im Rough aufgefundenen Ball. Ich habe leider vergessen, welcher Spieler es war, aber ein Engländer meinte sogar “Oh lovely, thank you so much!”. Hach die Engländer. Tommy Fleetwood fragte gut gelaunt aus der Entfernung, wie denn die Balllage sei. Wir sagten “It’s not the best”. Er schaut nur kurz hin und zwinkert “I’ve been in worse these days” (Ich hatte schlimmere Balllagen in den letzten Tagen).  

Und dann kommt per WhatsApp der Hinweis: “Es wird voll, Kaymer und Kieffer kommen!!”. So blöd das ja ist, aber in dem Moment habe ich Angst ausgerechnet bei dem Flight einen Ball zu verlieren. Und dann kommt sie, die Karawane! Wir hören die Zuschauer auf dem 8. Grün noch jubeln und stöhnen, da kommen hunderte Zuschauer schon die 9 hoch. Der Roughstreifen rechts von uns ist jetzt kaum noch zu sehen, da die Zuschauer dicht gedrängt am Roping stehen.

Ich hab Puls! Dann machen die Kollegen am Crossing die Wege dicht, ein sicheres Zeichen, dass der Flight zum Abschlag kommt. Wir sehen das Carryboard, das bei jedem Flight mitläuft und den aktuellen Stand durchgibt von der 8 kommen. Okay… es geht los… wir gehen in Position. Letzte Absprachen, wer welchen Bereich genauer beobachtet, sollte der Ball links oder rechts gehen. Das Paddel geht hoch. Dann … “Plöng” … 21…22…das Paddel schwenkt gerade nach vorn …23..24..25.. und zack.. mitten auf das Fairway! Sehr gut! So sehr man sich auch etwas Action wünscht, so sehr wünscht man aber auch beiden Deutschen einen super Abschlag. Die Menge raunt. Ich schaue nochmal nach rechts die Bahn entlang. Es sind sicher locker 200-300 Menschen am Rand unterwegs. Dann geht das Paddel wieder hoch. Bitte nicht nach links raus… da steht nämlich niemand. “Plöng” 21…22…Paddel schwenkt nach rechts. Ich zögere nicht lange und brülle “FOOORE”. Aufschrei in der Menge und ein Großteil geht schnell in Deckung…. 24…25… “Plöck”. Drei Meter innerhalb des Ropings knallt der Ball auf den Boden ins Second Cut. Niemand wurde getroffen. Erleichtertes Gelächter in der Menge und gefühlt alle Blicke auf mich gerichtet. “Für so viele Menschen hab ich noch nie Fore brüllen müssen!”. Wir sind erleichtert und stecken die Markierung neben Kaymers Ball. Das erkenne ich an der 59 als Markierung.

Und dann kommt der ganze Tross. Kameraleute, Assistenten und Tonleute werden mit dem Cart vorgefahren. Sportreporter von Sky laufen die Bälle ab und geben die Lagen durch. Dann kommen Martin Kaymer und Craig Connelly. Ich zeige Ihnen den Ball, sie bedanken sich und ich drehe mich wieder zum Publikum um. Weil es so voll ist, gehe ich wieder in die Knie und bitte per Handzeichen um Ruhe. Da sehe ich noch aus den Augenwinkeln, wie die Kamera aufgestellt wird. Und was soll ich sagen? Ich bin im Fernsehen! 🙂

Meine 5 Seconds of fame… auf Knien vor Martin Kaymer.

Man war das ein Spaß! Die letzten zwei Flights haben wir dann tatsächlich auch noch ohne Verluste über die 9 bekommen und haben damit unser Ziel erreicht! Team 9 hat keinen einzigen Ball verloren!!! Booyaa!! Wir sind mächtig stolz auf diese Teamleistung mit toller Unterstützung der Zuschauer. Ich muss an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Susanne Claßen loswerden, die mich in ihr Team geholt hat und sich grandios dafür eingesetzt hat, dass ich auch dort bleibe. Ausserdem hat sie es möglich gemacht, dass wir alle Positionen, die wir übernehmen wollten, auch übernehmen konnten! Das ist nicht selbstverständlich. Und ganz nebenbei kam sie immer rum und hat uns mit Getränken (Wasser!!) und Lunchpaketen versorgt. Ich glaube ich spreche für das ganze Team wenn ich sage: Danke Susanne!! Beste Teamleitung!! Und zudem auch Danke an das gesamt Team 9! Es hat mir sehr viel Spaß mit jedem einzelnen von euch gemacht!!

Best Team!!

Das große Finale haben wir uns dann gemeinsam in der Zeltstadt vor der großen Videowall angesehen. Zum Ergebnis bzw. dem Chip von Martin auf der 17 muss ich nichts mehr sagen. Schade! Aber Matt Wallace ist ein verdienter und wie ich selbst gemerkt habe, ein sympathischer Sieger!

Traditionell wird der Sieger dann auch von einem Volunteer-Spalier aufs Treppchen begleitet.

Und im Anschluss gab es dann auf der Range des Gut Lärchenhof das große Volunteer-Foto mit dem Sieger und Pokal.

Und weil es so schön ist, ist der Tag auch noch nicht zuende. Um 20 Uhr beginnt die Volunteer- bzw. Staff-Party im Fairwayclub! Kalte Drinks und warme Worte von den Veranstaltern und vom Turnierdirektor. Prooost!

Alles in allem hatte ich in den letzten Tagen sehr sehr viel Spaß, konnte mehr als nur Turnierluft schnuppern. Ich war praktisch Teil eines European Tour Turniers und vor allem Mitglied der großen Volunteer-Familie! Man kann das nicht beschreiben, aber jeder Volunteer hat dich gegrüßt. Man lächelt sich an, weiß das der andere genauso golfverrückt ist wie du und alle haben Spaß dabei! Das war ein tolles Gefühl! Und mein Team 9 kann ich gar nicht oft genau loben!! Wir hatten riesen Spaß auf dem Platz, neben dem Platz und auf der Tanzfläche!

Einen Wermutstropfen gab es dann allerdings doch… der DJ hat nicht mehr “I want it that way” von den Backstreet Boys gespielt… aber irgendwas ist ja immer 😉